Dienstag, 30. März 2010

Projekt "Heisenberg" (Leseauszug)

Fischsuppe zum Frühstück

Am Morgen kommt im abhörsicheren Raum U23, im Keller eines Nebengebäudes des Innenministeriums, die Kanzlerin, der Innenminister und eine handvoll enger Sicherheitsbeamter zusammen. Um Punkt 8.45 Uhr MEZ erwarten Sie eine streng geheime Übermittlung per Satellit aus den Vereinigten Staaten. Näheres ist noch nicht bekannt.

„Haben Außerirdische die Erde entdeckt?“

„Das wäre mir aber peinlich.“

„Wieso das denn?“

„Na, schauen Sie sich doch mal um. Auf der Welt. Das kann man doch – zumindest im Augenblick – keinem Fremden zeigen.“

„Stimmt. Wir müssten erst mal aufräumen...“

„Unverschämtheit, eigentlich. Hier so unangemeldet aufzukreuzen!“

„Sie regen sich schon wieder auf, ohne zu wissen, ob es wirklich stimmt.“

„Sie haben recht. Vielleicht ist es ja etwas ganz anderes.“

„Sehr gut möglich.

„Hoffentlich keine Außerirdischen.“

„Aber was könnte es sonst sein.“

„Viel!“

„Sie haben recht.“

„Warten wir’s einfach mal ab.“

„Wie viel Uhr ist es denn.“

„Genau fünf vor.“

„Hoffentlich keine Außerirdischen.“

„Wie kommen Sie überhaupt darauf.“

„Ich habe so eine Ahnung.“

„Gibt es hierzu eine Lage?“

„Nein!“

„Irgendwas?“

„Nein, nichts. Nur so ein Gefühl.“

„Aha!“

„Ich habe geträumt davon. Weiß nicht mehr en Detail was. Aber das ist irgendwie hängen geblieben.“

„Aha.“

„War so einer von diesen Realträumen... Sie wissen schon.“

„Ja.“

„Wie damals...“

„Ja. Damals!“

„Wie lange noch?“

„Bald vier Minuten!“

„Hoffentlich keine Außerirdischen.“

„Vielleicht sind sie ja blind?“

„Ein schwacher Trost. Bescheuert sind sie aber bestimmt nicht!“

„Nein. Kaum!“

„Hoffentlich! Hoffentlich! Bitte keine Außerirdischen!“

„Wie gesagt. Es könnte auch etwas anderes sein.“

„Hoffentlich etwas anderes! Haben Sie eigentlich die Rede fertig?“

„Welche?“

„Die für heute Mittag! Vor diesen... na, Sie wissen schon.“

„Ja. Nein!“

„Vielleicht können wir uns das ja eh sparen. Ich meine, je nachdem, was da jetzt an Info kommt.“

„Könnte natürlich sein.“

„Hoffentlich keine Außerirdischen! Das kann ich jetzt wirklich gar nicht gebrauchen.“

„Wer sind eigentlich die andren?“

„Geheimdienst. Kennen Sie nicht. Außer den Innenminister, natürlich!“

„Natürlich.“

„Der weiß aber auch nichts!“

„Natürlich nicht.“

„Ja, natürlich nicht! Wie fanden Sie eigentlich das Foie gras?“

„Ist nicht so mein Ding, wenn ich ehrlich bin.“

„Ja, Sie haben recht. Die Petit Dejeuners bei den Franzosen sind immer so... comment a dire? Oh lala.“

„In der Tat. Die Bouille a Baisse neulich. Gehen Sie mir fort. So etwas hätte früher zum Abbruch der diplomatischen Beziehungen geführt.“

„Wie wahr. Ich dachte schon es ginge nur mir so. Wie läuft das eigentlich ab jetzt?“

„Es gibt kein Protokoll.“

„Aha. So. Gut. Na, dann warten wir’s mal ab. Wie lange noch?

„Drei Minuten etwa.“

„Müssen wir noch irgendwas machen. Irgendwas einschalten, oder so?“

„Nein, das müsste automatisch laufen.“

„Ich meine nur, weil der Bildschirm noch aus ist. Müsste da nicht irgendein Pausenbild zu sehen sein? Die Fahne? Irgendwas.“

„Ich glaube nicht.“

„Na ja. Wir werden’s sehen. Spätestens, wenn um kurz nach das Telefon klingelt und die fragen, wo wir sind?“

„Ja, genau!“

„Wie seh’ ich aus?“

„Wie immer! Passt!“

„Wegen der Foie Gras. Die liegt mir schon ganz schön im Magen. Und dann dieses trockene Knäckebrot oder was das war. Ich muss die ganze Zeit aufstoßen.“

„Sie sehen gut aus.“

„Lügen Sie nicht!“

„Das kann ich nicht!“

„Was?“

„Nicht lügen!“

„Fischsuppe zum Frühstück! Die verarschen uns doch!“

„Könnte man meinen.“

„Hoffentlich keine Außerirdischen!“

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