Montag, 12. April 2010

Kühling


Weiße Ostern, Sturm und Schnee,
Warme Jacken, Früchtetee,
Keine Sonne, grauer Himmel,
Morgens nur ein schlaffer Seufzer.
Ungemütlich, kalt und nass.
Das macht doch alles keinen Spaß!
Dicker Pulli, lange Hos’,
Was ist nur mit dem Frühling los?
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Früher war es jetzt schon wärmel.
Man ging raus mit kurzem Ärmel.
Mädchen hüpften leicht und munter
die Wiese hoch, den Feldweg runter.
Pflückten einen Blumenstrauß.
Heut’ bleibt man lieber gleich zuhaus.
Keine Lust, man setzt an Moos.
Was ist nur mit dem Frühling los?
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Eis wegkratzen, Boots und Schal
Das ist doch alles nicht normal
Überall nur strenge Kühle
Nirgendwo Frühlingsgefühle
Wird nix mit dem Sonne tanken
Haste Kalt? Warme Gedanken!
Null Bock auf der Liebsten Schoß.
Was ist nur mit dem Frühling los?
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In der Altstadt sitzt man drinnen.
Hört draußen nur den Regen rinnen.
Die Sonne lässt sich selten blicken,
wer hat denn da noch Lust zu arbeiten?
Mit Sommerzeit ist’s trotzdem mau,
’s bleibt abends einfach länger grau.
Was soll man denn mit so nem Dreck?
Am besten lassen wir ihn weg.
Dehnen den Winter etwas aus.
Dann fällt der Frühling eben aus.
Und wird’s dann irgendwann doch heiter,
Geht’s einfach mit dem Sommer weiter.
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Denn eines, Friend-O, ist gewiss!
Dieser Frühling ist Beschiss!
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Und würd sich Petrus runter trauen,
Ich würd ihm eine runter hauen.
Ich würd ihm seine Toga klauen,
Dann würd er ganz schön blöde schauen,
Und trög nur noch den Bart, den grauen,
Dann könnt’ er sich ein Iglu bauen,
Und zusehen wie sich Blut tut stauen,
In seinen Füßen, seinen blauen.
Und wenn ich dann sehe wie er sterbst,
Freu ich mich schon mal auf den Herbst!

Fang doch mal was mit Ponys und Leberwurst an...

Als ich neulich zu Hause saß und mir die Zehennägel wachsen ließ, dachte ich darüber nach, wie viele Möglichkeiten es gibt, eine Kolumne zu beginnen. Furchtbar, da sitzt man stundenlang vor dem Bildschirm und weiß einfach nicht, wie man einsteigen soll...
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Oder auch: Als ich gestern morgen um fünf meine Seerosen goss, überlegte ich mir, wie viel Zeit wir eigentlich mit überflüssigen Dingen verbringen...
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Oder ganz anders: Kennen Sie das, wenn man versucht, jemandem etwas am PC zu erklären, aber nicht selbst die Maus in der Hand hat, sondern, derjenige dem man etwas erklären will: „Klick da oben auf Ansicht... Da oben... auf Ansicht. Das Oben da oben... ja, ja, genau. Und jetzt runter und rechts... Nein, das andere Rechts.“ Man bekommt ein leichtes Verständnis dafür, was Mörder zum Morden bringt...
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Oder so: Wenn es traußen anfängt wieder küler zu wärden und die Nadur lamsam wider zu Ruhe komt, gedänkt man gärne bei einer Taße Teh unrt einem guten Buch all der Rächtschreipfeler des vergangenen Jares.
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Toll ist der Action-Einstieg: Peng! - machte die aufgeblasene Papiertüte vom Bäcker, als ich sie zwischen meinen Händen zerplatzen ließ. Oder zumindest hätte sie Peng gemacht, hätte ich nicht vergessen, meine Schokocroissants vorher herauszunehmen. Vergesslichkeit, ein weit unterschätztes gesellschaftliches Problem...
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So etwas nennen wir einen szenischen Einstieg: Die Wolken hingen schwer über der Anhöhe außerhalb der Stadt. Es dämmerte bereits und Schwärme von Krähen zogen über den regenschwangeren Himmel. Hier sollte ich mich mit dem Seniorenbeauftragten der Stadt Dillingen treffen...
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So geht’s auch: Haben Sie jemals Ihren Finger in lauwarme Leberwurst gesteckt? So lässt sich am besten das wohlig warme Gefühl beschreiben, nach allen Regeln der Kunst verarscht zu werden...
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Fast genau so gut: „Das Leben ist kein Ponyhof“, hatte mein Lehrer früher immer zu mir gesagt und ich war glücklich darüber, denn Ponys konnte ich noch nie leiden...
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Oder der: Wo soll ich anfangen? Wenn ich das nur wüsste...
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Ganz großes Kino ist auch: Tach, wie geht es Ihnen, mir geht es gut. Und das hat einen Grund. Ich nehme nämlich täglich...
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Noch schlimmer als den Einstieg in einen Text zu finden, ist es aber, nicht zu wissen, wann man aufhören soll!
Text: Jörg O. Laux